Zum Inhalt springen

Lieber Media Markt (deutsch) in Mühldorf am Inn

Dezember 1, 2011

Hallo Media Markt in Mühldorf am Inn!

Neulich war ich bei Euch und sah mich nach allerlei Elektrogedöns um. Dabei stach mir ein gar feines Mobiltelefon an Eurer Telefon-Verkauswand ins Auge. Selbiges gefiel mir mehr als gut, zudem das Frauchen vom Goldhund ein Neues nötig hatte. Also testete und drückte und schaute und begrapschte ich das Telefon, daß es nur so eine Freude war. Und es ihm und mir gefiel. Gut. Dazu sind sie ja auch an der Verkaufswand. Daß man sie auf Herz und Leber testen möge und sie auch herze, bevor man einen Bund eingeht.

Wir waren für einander bestimmt beschied ich und frug die Verkäuferin nach dem Handy zum Kauf. Sie beschied mir, dies sei das letzte da an der Wand. Es gäbe kein anderes mehr. Schade. Aber gut, holde Verkäuferin vom Media Markt, sagte ich, nennen Sie mir den Rabatt für das Vorführgerät, vielleicht nehme ich es dann doch, da es mir gar so gut gefällt. Es gibt keinen Rabatt sagte sie mit standhaft aber leicht zitterndem Timbre. Gar keinen! Null! Nada!

Aha?! Ich versuchte erst Ihr und dann der dazugekommenen Abteilungsleiterin zu erklären, daß ich schwer verwundet sei, daß ein schon lange begrabbeltest, gedrücktes, angeschneuztes und kreuz- und quergetestetes Mobiltelefon nicht rabattfähig sei. Das sei doch merkwürdig!? Aber keine Chance, die Damen blieben stur und hart.

Da ich aber ein kommunikatives und interessiertes Menschenwesen bin, verlangte ich frohen Mutes nach dem Geschäftsführer aka Marktleiter. Zum intensiveren Gespräche. Ich dachte mir, es ist, weil die jungen Damen keine Befugnisse haben. Der Chef aber sicher in mir den guten und jahrelangen Media-Markt Käufer erkennt, der mit seinen Käufen auch seinen Chefplatz sichert. Kein Problem also. Jener stabil blonde Geschäftsführer demonstrierte auch gleich sein joviales Gemüt und seine Kundenkennerschaft mit klarem Blick und festem Händedruck. Und ich wußte, jetzt wird alles gut.

Aber weit gefehlt. Von wegen Kundenbindungsfreundlichkeit. Nach meinen Sätzen mit dem Nachlaß wurde das erst noch offene Lächeln, angestrengt und hart. Die Worte dazu zackig und knapp, es gäbe keinen Rabatt. Zudem sei auf diesem Telefon ja noch nie telefoniert worden. Ich erklärte nun auch ihm, daß ein Telefon, das Tage- und Wochenlang unter Strom an einer Verkaufswand hängt, durchaus als gebraucht oder benutzt zu sehen sein. Auch wenn noch niemand damit telefonierte. Das frohlockende testen und drücken und an- und ausschalten und spielen und befummeln vieler hundert Menschen sei doch auch was. Aber nein, der Mann mit dem festen Blick blieb dabei. Bei ihm und beim Media-Markt gäbe es kein feilschen. Da müße ich woanders hingehen. Woanders hingehen? Nein! Denn meine Eltern haben mich gut und stark ver- äh erzogen, und so schnell puste ich nicht ins Bockshorn. Sondern fragte weiter, wie es denn sei, ich wolle ja jetzt auch noch ein neues Mac-Book kaufen. Da müsse er aber dann doch wirklich was machen können, in Sachen gebrauchtes Telefon und dem Rabatt.  Aber nein, er bleibt aufrecht. Teutonisch stark. Und erklärt mit inzwischen verkniffen blauem Blick nochmals: Beim Media-Markt und bei ihm gäbe es kein feilschen. Und auch keine Diskussion. Da müße ich wohin gehen, wo feilschen normal sei. Der Computer hätte nichts mit dem Handy zu tun. Kein Nachlaß. Punkt. Aus. Ende…

Nun verlor ich langsam doch die Lust am Austausch von Worten mit ihm. Denn auch das Essen wartete zuhause auf dem Tisch. Also bedankte ich mich trotzdem sehr freundlich für das Gespräch. Drückte ihm Kinderstubengerecht noch die feste Pfote. Lachte über diese Absurdität dieser Sturheit. Und ging.

Ach und falls ich es bis jetzt noch nicht erwähnt hatte: Die angefragt Rabatt-Summe, um die es mir bei dem Handy ging, belief sich auf satte 4 € (in Worten: vier Euro)!



Nachtrag:

Diese kurze Story ist mit ein Grund warum ich immer mal wieder verstehe, warum Deutschland ja auch für und durch seine prinzipientreue konsequente Haltung und perfekte fehlerlose Arbeitsweise in der ganzen Welt berühmt wurde und teilweise auch noch ist. Zum einen. Zum anderen ist das Wort berühmt dann im Hinblick auf die ältere Vergangenheit, in der es auch um Linien, Prinzipien und Haltungen und um perfekt ausgeführte Arbeitsweisen ging, die von oben verordnet waren und die viel Leid brachten, eher das falsche Wort.

Ja, lieber Media-Markt und so eine kleine Geschichte ist auch kleiner Grund, warum ich dann und wann sehr schlecht schlafe. Und Alpträume habe, in denen es darum geht, daß Menschen sich so gerne widerspruchslos hinter Befehlen und Anordnungen verstecken. Und dieses – egal was dahinter steht – linientreu und bedingungslos ausführen… Selbst wenn es sich in so kleinen Begebenheiten zeigt, wie dieser hier, es zeigt sich. Dumm. Und das zeigt auch, daß so etwas nicht nur „damals“ möglich war, sondern dieses „Bedingungslose“ auch heute noch gefährlich in uns Menschenkinder schlummern kann. Selbst für 4 Euro!
One Comment leave one →
  1. Januar 16, 2012 5:46 pm

    Die Geschichte ist schon irgendwie erschreckend. So stur und prinzipientreu, das hab ich persönlich noch nie erlebt. Ich persönlich habe einem Verkäufer schon einmal einen Rabatt leiern können, in einem Media Markt.

Hinterlasse einen Kommentar